19.08.2022


Die gute Seele der Grimmaer Volkssolidarität

Angelika Winning leitet seit fast 40 Jahren unsere Begegnungsstätte in Grimma.

Aus diesem Anlass erschien in der LVZ am 05.08.2022 ein Artikel über unsere Begegnungsstätte in Grimma und deren Leiterin Angelika Winning.

Die gute Seele der Grimmaer Volkssolidarität

„Wer einmal da war, der kommt immer wieder“, sagt Angelika Winning und spricht dabei von der Begegnungsstätte im südlichen Grimma, die zum Kreisverband der Volkssolidarität Leipziger Land/Muldental gehört. Winning leitet diesen Ort des Zusammenkommens seit nunmehr 38 Jahren – und ist seitdem die gute Seele des Vereins. Am heutigen Freitag wird sie 65 Jahre alt – in Rente zu gehen, kommt für Angelika Winning aber trotzdem nicht infrage. Sie mag nicht ohne die Senioren und die Senioren mögen schonmal gar nicht ohne sie.

In der Begegnungsstätte ist immer was los

Inge Hempel sitzt am Küchentisch und schaut auf die gemusterte Tischdecke. „Also die Frau Winning“, sagt die 86-Jährige mit Bedacht und ein paar Tränen der Rührung sammeln sich in ihren Augen, „die ist wirklich sehr lieb zu uns allen.“ Seit 16 Jahren wohnt Inge Hempel nun in Grimma und geht seitdem regelmäßig in die nur ein paar hundert Meter von ihrer Wohnung entfernte Begegnungsstätte. Sie spiele dort zum Beispiel gerne Rommé, erzählt die fünffache Großmutter. Aber der Ort bedeutet ihr noch mehr: „Man hat jemanden, zu dem man jederzeit hin kann.“ In der Tat ist in dem Flachbau am Pulverturm immer etwas los. Neben regelmäßigen Kursangeboten wie dem Skat- und Romméclub oder dem Tanztreff organisiert Leiterin Angelika Winning auch Veranstaltungen, zum Beispiel Vorträge, Feste zu den vier Jahreszeiten oder Weihnachtsfeiern. „Da ist schon Stimmung“, sagt sie und lacht. Während sie in ihrem Büro erzählt, findet nebenan im großen Saal der Seniorengymnastikkurs statt. Viel Ruhe findet Angelika Winning in ihrem kleinen Zimmer nicht, ihr Telefon klingelt spätestens alle zehn Minuten. Ein Anrufer teilt ihr beispielsweise mit, dass der Quark zu seinen Kartoffeln fehlt. Die Grimmaerin organisiert nämlich auch noch das „Essen auf Rädern“. Sie kümmere sich, antwortet sie am Telefon und ruft dann direkt im Anschluss den Auslieferer an: „Da musst du wohl noch mal zurückdüsen“, erklärt Winning dem Fahrer und zuckt dabei grinsend mit den Schultern.

Die Gymnastikgruppe ist inzwischen fertig, ein Kopf lugt in das Büro hinein. Angelika Winning weiß Bescheid, der Sekt. Wenn jemand Geburtstag hatte, wird gemeinsam angestoßen, das ist Tradition. Sie entschuldigt sich, sie müsse kurz den Sekt ausschenken.

Achtung und Respekt vor den Senioren

Das Feiern scheint den Senioren generell zu liegen: „Wenn wir Silvester um halb sieben in der Frühe die Tür hier zumachen, da schlafen die jungen Leute schon“, sagt Angelika Winning und lacht. Die jüngsten Vereinsmitglieder seien um die 60, der Älteste derzeit 96 Jahre alt. Diese Zahlen spielen für die Leiterin aber eigentlich keine Rolle. „Entweder man fühlt sich wohl oder eben nicht“, erklärt sie. „Das hat nichts mit dem Alter zu tun.“

Von Montag bis Freitag ist Angelika Winning vor Ort, manchmal auch samstags. Mal bleibt sie bis 17 Uhr, mal bis 20 Uhr – je nachdem, was eben ansteht. „Das ist für mich selbstverständlich“, erklärt sie. Sie möge es einfach, wenn die Leute sagen: „Das hat Spaß gemacht, das war wieder schön.“ „Ich habe Achtung und Respekt vor den Senioren“, sagt Winning mit Nachdruck. Jeder werde schließlich irgendwann alt. „Ich selbst habe mit 26 Jahren hier angefangen, jetzt bin ich fast 65“, sagt die gebürtige Grimmaerin. Die Begegnungsstätte sei dafür da, Arztbesuche und Krankheiten mal für ein paar Stunden zu vergessen. Während die Gymnastikgruppe langsam austrudelt, beginnt Angelika Winning bereits aufzuräumen und die Tische abzuwischen – Stillsitzen scheint sowieso nicht ihr Ding zu sein. „Wir gehen gerne hierher“, sagt eine der Sportlerinnen, Anna Maria Leuthold, beim Gehen. Seit 2015 kommt die 86-Jährige regelmäßig in die Begegnungsstätte. Es sei eine gute Abwechslung, als Rentnerin habe sie schließlich viel freie Zeit. „Deshalb brauchen wir die Frau Winning“, sagt Leuthold. „So lange, wie es geht.“

Ruhestand kommt nicht infrage

Winning selbst sieht das ähnlich, außerdem will sie auch gar nicht aufhören. Ihre Rente hätte sie schließlich schon im vergangenen Jahr antreten können. „Solange es mir gut geht, mache ich weiter“, sagt sie. Und die Bestimmtheit, mit der sie das sagt, hinterlässt keine Zweifel. Ihren 65. Geburtstag feiert Angelika Winning in den Räumlichkeiten der Begegnungsstätte. Natürlich.



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